Geschrieben am 18.10.2021
Neuer Name, neuer Vereinszweck
Ärzteversorgung — Uni Tübingen und Kreis Calw starten gemeinsames Modellprojekt
Lange hat sich der Verein »Pro Krankenhäuser Calw und Nagold« vor allem für den Calwer Klinikstandort eingesetzt. Mit Erfolg, wie er findet. Da der Gesundheitscampus Calw im Entstehen ist, ist der Vereinszweck erfüllt. Doch nun einfach aufhören, das möchten die Verantwortlichen nicht. Stattdessen soll der Vereinszweck angepasst werden.
Kreis Calw. »Zweck des Vereins ist die Förderung der flächendeckenden öffentlichen Gesundheitsversorgung im Landkreis Calw; insbesondere die nachhaltige Sicherung zweier Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung nach dem GKV-Standard mit den Standorten Calw und Nagold.« So steht es in der Satzung des Vereins »Pro Krankenhäuser Calw und Nagold«. Dieser Zweck ist nun erfüllt, könnte man meinen. Das Nagolder Krankenhaus wird für rund 85 Millionen Euro saniert und erweitert. Das Calwer Krankenhaus wird im Stammheimer Feld auf dem Areal des Gesundheitscampus für insgesamt rund 95 Millionen Euro neu errichtet.
Mit dieser Entwicklung sind die Mitglieder des Vereins durchaus zufrieden, wie sie im Gespräch mit unserer Redaktion deutlich machen. »Wir sind froh darüber, dass der Gesundheitscampus kommt«, betont Bernd Neufang. Was die Umsetzung angehe, stünden er und seine Vereins-Kollegen hinter Landrat Helmut Riegger. Das war nicht immer so: In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Konflikte gegeben. Beispielsweise hatten Vertreter des Vereins befürchtet, der Gesundheitscampus könnte eine »Mogelpackung« werden mit zu wenigen Betten und keiner ausreichenden medizinischen Versorgung für die Bevölkerung. Dass es nun doch weiterhin ein Krankenhaus in Calw geben wird, das sämtliche Bereiche – Neurolgie, Chirurgie, Geburtshilfe und mehr – abdeckt, schreiben die Mitglieder des Vereins auch sich selbst zu. Der Verein »hatte eine katalysatorische Wirkung«, ist Ewald Prokein überzeugt. Und Eberhard Bantel fügt hinzu: »Uns geht es und ging es immer um eine flächendeckende und zukunftsfähige Versorgung – stationär und ambulant.« Dafür setzen sie sich ein, betont Bantel.
Auch weiterhin? Immerhin kann man den Neubau in Calw und die Sanierung in Nagold durchaus als Zäsur, auch für den Verein »Pro Krankenhäuser«, sehen. Die eigentliche »Mission«, so Neufang, sei beendet. Aus diesem Grund wollen die Vertreter des Vereins diesen neu aufstellen. Mit neuen Zielen und einem neuen Namen, wie Neufang erklärt.
Zukünftig soll das Ganze »Bürgerinitiative (BI) Gesundheitsversorgung Kreis Calw« heißen, gibt Neufang bekannt. Im Kern soll es dem neu benannten Verein darum gehen, die stationäre und die ambulante Versorgung der Bevölkerung besser zu verzahnen. Dazu gehört laut Prokein insbesondere die Gewinnung von Pflegepersonal und Ärzten für den ländlichen Bereich, der der Kreis Calw nun mal ist. Immer mehr Ärzte finden keine Nachfolger mehr für ihre Praxen, sagt Prokein. Mit Programmen wie dem Hausärztestipendium des Landkreises soll hier Abhilfe geschaffen werden.
Wohnheim gewünscht
Doch es müssten noch weitere Maßnahmen zur Nachwuchsgewinnung erfolgen. Beispielsweise sollte man sich zunutze machen, so die einhellige Meinung, dass die Großstädte »aus allen Nähten platzen«, wie Bantel es formuliert. Durch die Hesse-Bahn könnte Calw als attraktive Arbeitsumgebung beworben werden. Dafür müsste man aber auch mehr Möglichkeiten für Teilzeitbeschäftigung schaffen, so Bantel weiter. Des Weiteren sollte ein Wohnheim in der Nähe des Gesundheitscampus gebaut werden.
Dazu hat die BI schon ziemlich genaue Vorstellungen: Das Wohnheim sollte, um besonders attraktiv zu sein, mehr als 200 Meter aber weniger als 500 Meter vom Krankenhaus entfernt sein, so Neufang. »Wir müssen alles dafür tun, medizinisches Personal für die Region zu gewinnen«, unterstreicht er. Und natürlich wolle man sich auch dafür einsetzen, dass der Gesundheitscampus die Außenwirkung bekommt, die er verdient hat.
Die Hauptversammlung des Vereins, bei der über die Neuerungen entschieden wird, findet am 12. November ab 19 Uhr im Calwer Rathaus statt.
Von Bianca Rousek
Schwarzwälder Bote, Teil Nordschwarzwald vom 16.10.2021